Die fünf Säulen des Islām

Der Islam ist der Zugang der den Menschen den Weg zu Gott weisen soll und zwangsläufig zur inneren und äußeren Glückseligkeit führt.

Am Anfang dieser Reise stehen zwei Umstände die der Mensch bezeugen und verinnerlichen muss. Zum einen, dass es nur einen einzigen Gott gibt! Das bedeutet, dass dieser Gott keinen Partner oder Teilhaber in seiner Herrschaft, Göttlichkeit und Herrlichkeit hat. Allāh, der Erhabene, sagt hierzu in der Sure die Aufrichtige (al Iḫlāṣ):
„Im Namen Allāhs, des Gnadenden, Des Allgnädigen. Sprich: Er ist Allāh, einzig, der Immerwährende, ER zeugt nicht und ist nicht gezeugt und nichts ist ihm gleich.“¹
Dieser Aspekt gehört zum islamischen Bekenntnis (Šahāda), das aus zwei Teilen (Šahādatān) besteht und jeder Mensch verinnerlichen und aussprechen muss, der sich zum Islām bekennt. Der genaue Wortlaut dieses Bekenntnisses ist:
„Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allāh und ich bezeuge, dass Muḥammad sein Diener und Gesandter ist“ (Ašhadu allā ilāha illa-llāh, wa ašhadu anna Muḥammadan rasūlu-llāh)
Der zweite Umstand auf den am Anfang bezuggenommen wurde, thematisiert den zweiten Teil des Bekenntnisses. Dieser Umstand bezieht sich auf das bezeugen und verinnerlichen, dass der barmherzige Gott Propheten und Gesandten, Friede sei mit ihnen allen, entsandt hat, die zur Einzigkeit Gottes und Tugendhaftigkeit aufgerufen haben. Am Ende der ganzen unterschiedlichen Propheten und Gesandten, wie Abraham (Ibrāhīm) Moses (Mūsā), Jesus (ʿĪsā), Friede sei mit ihnen allen, steht das Siegel aller Propheten und Gesandten Muḥammad, Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden. Allāh, der Erhabene, sagt hierzu in der Sure die Kuh (al Baqara):
„Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Dann schickte Allāh die Propheten als Verkünder froher Botschaft und als Überbringer von Warnungen und sandte mit ihnen die Bücher mit der Wahrheit herab, um zwischen den Menschen über das zu richten, worüber sie uneinig waren.“²
Neben den beiden Bekenntnissen die am Anfang eines spirituellen Weges stehen und der Schlüssel zum Islām sind, gehören noch weitere Aspekte zum Fundament des islāmischen Dīn.3 Das fünfmalige Pflichtgebet (Ṣalāh) an jeden Tag gehört zu den wichtigsten religiösen Pflichten die ein Muslim seinem Schöpfer entgegenbringt. Allāh, der Barmherzige, sagt in Sure Ta-Ha:

„Gewiß, Ich bin Allāh. Es gibt keinen Gott außer Mir. So diene Mir und verrichte das Gebet zu Meinem Gedenken.“4

Diese Aussage zeigt die zentrale Stellung dieser rituellen Handlung (ʿIbada), die den Muslimen vor der Auswanderung (Hiǧra) des Propheten, Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden, von Mekka in die erleuchtete Stadt Medina (Madīna), während seiner Himmelsreise (Miʿrāǧ)5 , zur Pflicht gemacht wurde. Somit sind die fünf Pflichtgebete die einzige der fünf Säulen des Islams, die dem Gesandten Allāhs, Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden, nicht auf herkömmliche Weise offenbart wurde. Dieser Umstand zeigt sich bis heute, da keine andere rituelle Handlung, die Spiritualität fördert und den Tagesablauf des Muslims so stark beeinflusst, wie das fünfmalige Pflichtgebet zu genau festgelegten Zeitabschnitten.
Neben der allgemeinen Verpflichtung Gott gegenüber, hat der Muslim auch eine gesellschaftliche Verpflichtung, indem er sich um Arme, Bedürftige und Schwächere einsetzt und kümmert. In diesem Zusammenhang ist auch die nächste Säule des Islām einzuordnen, nämlich die soziale Pflichtabgabe (Zakāt). Der individuelle Besitz und Wohlstand einer Person ist nach islamischen Verständnis in erster Linie von der Gnade Allāhs abhängig und beinhaltet neben Vorteilen auch einige Pflichten dem Schöpfer gegenüber. Eine dieser Pflichten für den Muslim im Hinblick auf seinen eigenen Besitz, ist das Abführen einer genau festgelegten sozialen Pflichtabgabe (Zakāh), sobald sein Vermögen eine bestimmte Bemessungshöhe bzw. Erhebungsgrenze (Niṣāb) überschreitet. Allāh, der Erhabene, sagt an vielen unterschiedlichen Stellen über die Zakāh- Verpflichtung:
„Und nichts anderes wurde ihnen befohlen, als nur Allāh zu dienen und (dabei) Ihm gegenüber aufrichtig in dem Dīn (zu sein), als Anhänger des rechten Dīn, und das Gebet zu verrichten und die Zakāh zu entrichten, das ist der Dīn des rechten Verhaltens.“6
Diese soziale Pflichtabgabe gehört seit dem zweiten Jahr nach der Hiǧra zu den individuellen Pflichten (Farḍ ‘ain) eines jeden Muslims der über ein gefordertes Maß an Vermögen verfügt. Diese Säule fördert somit nachhaltig die soziale und wirtschaftliche Verantwortung des Muslims an die Gesellschaft bzw. an die Schwächsten innerhalb einer Gesellschaft, unabhängig ihrer konfessionellen Ausrichtung, gerade in Deutschland.

Die nächste Säule umfasst das Fasten im neunten Monat Ramaḍān (Ṣiyām) des islamischen Mondkalenders. Unter dem rituellen Fasten im religiösen Kontext versteht man die absichtliche und bewusste Enthaltsamkeit von Nahrung, sowie von bestimmten Worten und Taten im Zeitraum zwischen dem Beginn des Morgenlichts und Sonnenuntergangs. Daher ist das Fasten im islamischen Verständnis nicht nur, wie einige Menschen glauben, ein allgemeiner Verzicht von Getränken und Speisen, sondern zudem eine bewusste und gewünschte Enthaltsamkeit von allen Worten und Taten, die den Körper, den Verstand und das Herz vom Fasten ablenken oder es nichtig werden lassen. Aus diesem Grund heraus ist der Fastende angehalten, jede Tat und jedes Wort, das er in diesem Zeitraum tätigt, genau abzuwiegen und sich nicht einfach achtlos leerem Gerede oder Taten hinzugeben. Das Fasten stellt somit eine Reinigung des Körpers und der Seele dar, wodurch der Muslim versucht, seinem Schöpfer näher zu kommen und Seine Vergebung und Reinigung zu erbitten. Dem Fasten als ‘Ibāda- Handlung als dritte Säule des Islām eine hohe Stellung zu, was zum einen mit der Vollkommenheit dieser Handlung zu tun hat, aber auch mit ihrer langen religiösen Tradition. Somit gehört das Fasten zu einer der ältesten ‘Ibāda- Handlungen, die die Menschen kennen, um ihren Schöpfer anzubeten. Allāh, Der Erhabene, sagt hierzu in der Sure die Kuh:
„Oh ihr die ihr Imān7 habt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren. Auf das ihr Gottesfürchtiger werdet.“8
Die letzte Säule ist die große rituelle Pilgerfahrt nach Makka (Ḥaǧǧ), wie Allāh, Der Erhabene, in der Sure die Kuh sagt: „Vollzieht die große rituelle Pilgerfahrt (Ḥaǧǧ) und die kleine freiwillige Pilgerfahrt (‘Umra)9 für Allāh.“10

Das beinhaltet, dass der Muslim der über die Vollreife und finanzielle Fähigkeit verfügt mindestens einmal in seinem Leben die große rituelle Pilgerfahrt vollzieht. Abschließend kann man die fünf Säulen des Islām noch einmal zusammen fassen: „Beide Bekenntnisse des Islām (Šahādatān): „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allāh und ich bezeuge, dass Muḥammad sein Diener und Gesandter ist“ (Ašhadu allā ilāha illa-llāh, wa ašhadu anna Muḥammadan rasūlu-llāh). Das täglich fünfmalige Pflichtgebet (al Ṣalāh) zu festgelegten Tageszeiten. Die soziale Pflichtabgabe (al Zakāt), das Fasten im Monat Ramaḍān (al Ṣiyām) und die rituelle Pilgerfahrt nach Makka (al Ḥaǧǧ).


¹Sura 112:1-3.
²Sura 2:213
³Die herkömmliche Übersetzung für „Dīn“ wird allgemein als „Religion“ angegeben. Dies ist aber unzureichend und unpassend, da mit diesem Begriff eine Lebensweise beschrieben wird, die sämtliche von Allāh vorgeschriebenen Normen, Pflichten und Richtlinien berücksichtigt, um ein gottgefälliges Leben zu führen.
4Sura 20:14
5Die wundersame Reise des Propheten, Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden, zu seinem Schöpfer.
6Sura 98:5.
7Der arabische Begriff „Imān“ wird in der Regel mit „Glauben“ übersetzt, dies ist aber unzureichend, da Imān eher eine wahre und unumstößliche Gewissheit ist, die nicht in Frage gestellt werden kann.
8Sure 2:183.
9Für eine genauere Erläuterung wird der Leser auf das Kapitel „Die freiwillige Pilgerfahrt“ verwiesen.
10Sura 2:196.

Toleranz

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